Seit einigen Jahren werden auch Bakterien in der natürlichen Darmflora als Auslöser der Krankheit vermutet. Tierversuche haben nun gezeigt, dass Darmbakterien MS verursachen können, aber vergleichende Studien am Menschen sind noch nicht schlüssig.
Für die aktuelle Studie wurden gentechnisch veränderte Mäuse mit Darmproben von Zwillingen geimpft, die an MS leiden. Bei fast 100 Prozent von ihnen wurde eine MS-ähnliche Enzephalitis diagnostiziert. Den Forschern zufolge bestätigten die Studien erstmals, dass die Bestandteile der Darmflora von MS-Patienten eine funktionel-le Rolle bei der Aktivierung von T-Zellen spielen, die schließlich zu MS führen können.
Keine voreiligen Hoffnungen
Die Forscher müssen nun die fraglichen Mikroorganismen weiter einschränken, gleichzeitig aber jede voreilige Hoffnung mindern. Die Untersuchungen würden Jahre dauern und es sei noch offen, “ob und welche diagnosti-schen und therapeutischen Verfahren sich daraus ergeben könnten”. Neben Forschern an deutschen Instituten und Universitäten von Max Planck nahm auch die University of California an der Studie teil.
Bei Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose greifen die fehlgeleiteten Zellen des Immunsystems die körpereigenen Zellen im Gehirn und Rückenmark an. Bei Patienten werden die Teile der Nervenfasern, die maßgeblich an der Übertragung von Impulsen beteiligt sind, sowie die Nervenfasern und die Zellen selbst zer-stört. Dies führt zu Lähmungssymptomen, die Muskeln können nicht mehr richtig koordiniert werden oder die sensorischen Signale werden nicht richtig übertragen.
Die ersten Symptome von MS treten normalerweise im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf. In Deutschland leiden rund 120.000 bis 150.000 Menschen darunter. Es gibt keine Heilung für die Krankheit. Eine medikamen-töse Behandlung kann den Verlauf und die Schwere der Krankheit verringern.